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Inklusion in Bayern

Interview

„Inklusion ist leichter umsetzbar, als viele denken“

Interview

Zu zeitaufwendig, zu teuer, zu riskant: Viele Arbeitgeber sind unsicher bis skeptisch, ob sie Menschen mit Behinderung einstellen wollen oder können. Dass es von unterschiedlichen Einrichtungen jede Menge handfeste Unterstützung gibt, wissen die wenigsten. Wir haben einen Experten zu drei weitverbreiteten Missverständnissen beim Thema Inklusion befragt: Florian Novak, Leiter des Inklusionsamts Region Oberbayern.

Herr Novak, ist Inklusion tatsächlich so kompliziert?

Nein! Inklusion ist eine zeitgemäße Sichtweise auf die Stellung von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft. Ein Arbeitsplatz „mitten drin statt nur dabei“ bedeutet nicht, dass damit für den Arbeitgeber Mehraufwand verbunden ist. Für alle Fragen rund um das Thema Behinderung und Arbeitswelt ist das Inklusionsamt der ideale Ansprechpartner. Wir beraten die Beteiligten und helfen mit individuell zugeschnittenen, zügigen und pragmatischen Lösungen.

Stichwort „barrierefrei“: Müssen Arbeitgeber das ganze Büro umbauen?

Behinderungen sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Nicht jedes Handicap erfordert überhaupt bauliche Veränderungen. Und falls tatsächlich Maßnahmen wie eine Rollstuhlrampe, akustische Unterstützung für Hörgeschädigte oder z. B. auch Computer-Software für Beschäftigte mit Sehbehinderung erforderlich sind – dann können wir oder andere Leistungsträger die Arbeitgeber finanziell unterstützen.

Einmal eingestellt, nie mehr kündbar: Stimmt das?

Auch hier: nein! Zum einen greift der Sonderkündigungsschutz nach dem SGB IX erst, wenn das Arbeitsverhältnis länger als sechs Monate bestanden hat. Und auch bei schon länger beschäftigten Arbeitnehmern mit Behinderung gibt es Konstellationen, in denen nur der allgemeine Kündigungsschutz besteht. Greift der Sonderkündigungsschutz und wird die Zustimmung zu einer Kündigung von einem Arbeitgeber beantragt, wägen wir als Inklusionsamt die Interessen der Vertragsparteien gegeneinander ab und entscheiden im Einzelfall. Statistisch stimmt das Inklusionsamt übrigens in deutlich mehr als der Hälfte der Fälle der Kündigung zu. Insbesondere dann, wenn die Gründe nichts mit der Behinderung zu tun haben.

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Porträtfoto: Florian Novak

Florian Novak leitet das Inklusionsamt der Region Oberbayern in München.