Hauptinhalt

Inklusive Arbeitswelt

Finanzamt München: willkommen im Amt

Weit über 1.000 Anrufe gehen hier täglich ein – Bürgerinnen und Bürger haben Fragen zu ihrer Steuererklärung, wollen beraten werden, brauchen eine Ansprechperson. Diesen Job meistern in der Telefonzentrale des Finanzamts München dreizehn Arbeitskräfte, die Anrufende zur jeweils zuständigen Stelle durchstellen. Vier der Beschäftigten sind blind, zwei haben eine schwere Sehbehinderung, zwei eine Körperbehinderung.

Eingang des Finanzamts München. Eine Frau mit Langstock geht eine Rampe hinunter.

Über Christine Gerber

Porträtfoto: Christine Gerber.

Als Personalsachbearbeiterin sucht Christine Gerber Arbeitskräfte und steuert den Bewerbungsprozess. Bewirbt sich ein Mensch mit Behinderung, wird er in jedem Fall zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Das ist gesetzlich festgeschrieben. Für Christine Gerber zählt aber bei allen Bewerbern: Wird die Zusammenarbeit funktionieren? Und ist der Job zumutbar? Dabei kommt es in erster Linie auf die Qualifikation an.

Meine Meinung

„Inklusion in der Arbeit bedeutet für mich, dass man Menschen mit Behinderung in allen Bereichen einbindet – auch in Führungspositionen.“

Über Helmut Bauer

Porträtfoto: Helmut Bauer.

Helmut Bauer arbeitet seit 13 Jahren in der Telefonzentrale im Finanzamt München, die er heute zusammen mit einem Arbeitsassistenten leitet. Er kümmert sich um Abläufe, Urlaubspläne und hat immer ein offenes Ohr für seine Kolleginnen und Kollegen. Seit seinem 35. Lebensjahr ist er blind.

Meine Meinung

„Am wichtigsten ist für mich, dass ich mich mit meinem Team gut verstehe. Außerdem sollte die Technik gut funktionieren, so kann ich alles ohne fremde Hilfe bedienen. Ich schätze Selbstständigkeit am Arbeitsplatz!“

Es nicht zu versuchen? Keine Option!

Äußerlich entspricht das Finanzamt München dem wohl weit verbreiteten Bild eines staatlichen Gebäudes: ein großer Komplex aus grauem Beton aus den 1960er-Jahren. Im Inneren: lange Flure, große Fenster, Infoständer und ein Kaffeeautomat sowie endlose Reihen von Bürotüren. Hinter einigen von ihnen befindet sich die Telefonzentrale – immer zwei Beschäftigte sitzen zusammen in einem Raum. Hier erinnert nichts mehr an die graue Fassade von außen: Obwohl jeder auf seinem Platz sitzt und kaum Geräusche zu hören sind, entsteht hier ein Eindruck von großer Geschäftigkeit.

Helmut Bauer nimmt einen Anruf entgegen und verbindet seinen Gesprächspartner mit ein paar gezielten Handgriffen weiter. Dabei arbeitet er mit seiner Computertastatur und einer Braillezeile. Der 51-Jährige ist seit seinem 35. Lebensjahr blind. Von Geburt an litt er am Grünen Star und sah mit der Zeit immer weniger. Inzwischen leitet er zusammen mit einem Kollegen die Telefonzentrale, nimmt täglich bis zu 300 Anrufe entgegen. Christine Gerber hat ihre Entscheidung, einem blinden Mitarbeiter die Leitung zu übertragen, nie bereut: „Er kennt sich aus und kommt sehr gut mit dem Team zurecht“, betont die Personalsachbearbeiterin, die ihn vor 13 Jahren eingestellt hat.

Von Menschen mit Behinderung kann man viel lernen: Lebensfreude und vor allem Beharrlichkeit.

Doch zurück zu Helmut Bauer, der in seiner Freizeit gerne und viel reist. Sein Freundeskreis ist noch derselbe wie vor seiner Erblindung. „Ich bin der Einzige, der nichts sieht.“ Nachdem er nicht mehr als Einzelhandelskaufmann arbeiten konnte und zunächst beim Berufsförderungswerk (BFW) Würzburg zum Masseur umschulte, wurde er durch einen Zufall auf die Stelle in der Telefonzentrale aufmerksam. Mühsam hat er damals – erneut über das BFW Würzburg – innerhalb weniger Monate die Blindenschrift und das Bedienen der Braillezeile gelernt. „Anfangs war ich einfach froh, überhaupt Arbeit zu haben“, sagt Helmut Bauer, „heute macht es mir richtig Spaß.“

Aha!

Das Berufsförderungswerk (BFW) Würzburg ist ein Bildungszentrum u. a. für blinde und sehbehinderte Menschen. Der Großteil der Lehrgangsteilnehmenden war vor der Sehbehinderung berufstätig. Durch eine Erkrankung oder einen Unfall können sie ihre bisherige berufliche Tätigkeit nun nicht mehr länger ausüben. Mit Unterstützung des BFW Würzburg verschaffen sich die Betroffenen neue berufliche Perspektiven. In Bayern gibt es fünf solcher Einrichtungen – Berufsförderungswerke –, die auf verschiedene Behinderungsarten ausgerichtet sind.

Zu den Leistungen zählen u. a.:

  • Passgenaue Qualifizierungen
  • Maßnahmen der Prävention
  • Professionelle Unterstützung zur Integration blinder und sehbehinderter Menschen
  • Beratung über elektronische und optische Hilfsmittel
  • Individuelle Betreuung am Arbeitsplatz

Das Finanzamt München arbeitet eng mit dem BFW Würzburg zusammen – ob bei Fragen zu Hilfsmitteln, Neuerungen oder allgemeiner Art. Blinde Menschen machen dort meist die Ausbildung zum Teleoperator.

Behinderung = Bereicherung

In der Telefonzentrale arbeiten derzeit dreizehn Personen – vier von ihnen sind blind, zwei haben eine schwere Sehbehinderung, zwei weitere eine Körperbehinderung. „Niemand ist davor gefeit“, betont Christine Gerber und ist überzeugt: Menschen mit Behinderung sind eine Bereicherung für das Team. „Von ihnen kann man viel lernen: Lebensfreude und vor allem Beharrlichkeit.“ Sie würde immer Menschen mit Behinderung einstellen und sieht hier keine Hemmschwelle. Seit 1990 arbeitet sie für das Finanzamt in München. „Wir lernen immer dazu und gestalten alles nach und nach barrierefrei – das geht natürlich nicht von heute auf morgen.“ So wurden in den Aufzügen Spiegel angebracht, damit Rollstuhlfahrer besser rangieren können, und es gibt Tasten mit Braille-Schrift. Vor den Eingängen befinden sich außerdem Rampen. „Der Winter ist eine Herausforderung“, sagt Christine Gerber. „Dann geben wir Menschen mit Behinderung einige Telefonnummern für den Notfall – so können sie sich melden, wenn sie z. B. bei Glätte nicht weiterkommen.“

Es kommt auf eine gute Auswahl der Bewerber an. Manchmal funktioniert es auch nicht, aber das hat meist nichts mit der Behinderung zu tun.

Und was rät sie Arbeitgebern, die Kosten und Aufwand fürchten? „Seien Sie offen und machen Sie sich ein Bild von der Person. Wenn jemand ins Team passt und man sich eine lange Zusammenarbeit vorstellen kann, sollte man Menschen mit Behinderung genauso integrieren wie andere Beschäftigte auch.“ Unterstützung erhält sie dabei vom Inklusionsamt, das sie berät, den Bewerbungsprozess begleitet und z. B. technische Hilfsmittel fördert. „Dies sollte schon beim Vorstellungsgespräch ein Thema sein, so wissen Arbeitgeber gleich, was sie beachten müssen.“

Auch der besondere Kündigungsschutz für Menschen mit Behinderung ist für die Personalsachbearbeiterin kein Thema. „Es kommt vielmehr auf eine gute Auswahl der Bewerber an. Und spätestens in der Probezeit merkt man meist, ob es funktioniert oder nicht“, findet Christine Gerber und ergänzt: „Manchmal funktioniert es auch nicht, aber das hat dann nichts mit der Behinderung zu tun. Es nicht zu versuchen, ist keine Alternative!“

Christine Gerber ist überzeugt: „Die Einstellung hat dann in erster Linie mit den Qualifikationen zu tun.“ Für die Telefonzentrale ist wichtig, dass man die Tastatur bedienen und sich gut ausdrücken kann. Es gibt auch Beschäftigte in den Poststellen, die hörbehindert oder gehörlos sind – die Verständigung ist hier teilweise eine Herausforderung. Wenn Beschäftigte untereinander reden, fühlt sich der Mensch mit Behinderung teilweise ausgeschlossen. Dies regelt Christine Gerber durch Gespräche, erinnert die Belegschaft daran, dass ihre Kollegin oder ihr Kollege nicht hört. Inzwischen ist das Team eingespielt. „Egal, ob jemand eine Behinderung hat oder nicht – das Vorstellungsgespräch und auch ein Probearbeitstag zeigen, ob sie oder er sich für den Job eignet“, findet Christine Gerber.

Frau mit Headset arbeitet an einem Computer.

Individuelle Bedürfnisse werden berücksichtigt: Neben der Begehung am Arbeitsplatz gibt es regelmäßige Sehtests für die Beschäftigten.

Nahaufnahme: sitzende Person, ihre Füße stehen auf einer Fußstütze.

Angela Eigner schätzt z. B. ihre ergonomische Tastatur, das erhöhte Mauspad und die Fußstütze unter ihrem Tisch, die ihr das Sitzen erleichtert.

Eine Sache der Einstellung

Auch in anderen Bereichen im Finanzamt arbeiten Menschen mit Behinderung – im Außen- sowie im Innendienst. Von insgesamt 3.400 Beschäftigten haben 260 eine Schwerbehinderung. In der Rechtsbehelfsstelle, die für Einsprüche zuständig ist, arbeiten z. B. blinde Menschen mit einer Vorlesekraft. Es gibt aber auch Menschen mit Behinderung, die in der Betriebsprüfung arbeiten. In einem weiteren Bereich hat Christine Gerber gerade zwei Kräfte mit Asperger-Syndrom eingestellt. Die Herausforderungen dabei? Die Personalsachbearbeiterin spricht hier vielmehr von geänderten Anforderungen. „Natürlich ist das eine neue Erfahrung für das Team“, erklärt Christine Gerber, die ihr Personal z. B. durch Infoblätter unterstützt, damit sie sich besser auf die neue Situation einstellen können. „Ich habe hier überwiegend positive Erfahrungen gemacht“, betont sie.
Sie selbst informiert sich zum Thema Inklusion u. a. über Newsletter des Inklusionsamts, Zeitschriften sowie durch die Krankenkassen. „Man gewinnt eine andere Sichtweise und vieles wird selbstverständlich“, betont sie. „Hat eine Arbeitskraft z. B. Diabetes, muss es eben einen extra Raum für sie geben, in dem sie sich Insulin spritzen kann.“ Für Christine Gerber ist klar: „Das sollte Arbeitgeber nicht davon abhalten, Menschen mit Behinderung einzustellen.“

Seit Kurzem gibt es in der Verwaltung ein neues Programm: ein barrierefreies Mitarbeiterportal, über das blinde Menschen ihre Lohnabrechnungen über eine Braillezeile lesen können. Sie müssen sich die Abrechnungen nun nicht mehr vorlesen lassen.

Aktiv in Job und Freizeit

Zurück in der Telefonzentrale. Wir betreten das Büro von Christian Krafft, der sofort aufspringt und einen großen Wanderrucksack vom Stuhl räumt. Er geht nach der Arbeit noch zum Sport – Fitness- und Ausdauertraining. „Außerdem spiele ich Torball beim BSV München“, erzählt er begeistert. Christian Krafft ist geburtsblind und arbeitet seit 2008 im Finanzamt München. Nach seiner kaufmännischen Ausbildung und einem vierwöchigen LPF-Kurs (Lebenspraktische Fertigkeiten Kurs) hat er als Servicekraft in einem Dunkelrestaurant gearbeitet. Heute schätzt er die festen Arbeitszeiten und den täglichen Kontakt zu Menschen. Auch wenn mal ein aufgebrachter Anrufer dabei ist, lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. „Wenn es um Steuerangelegenheiten geht, fallen schon mal ein paar Ausdrücke“, erzählt er lächelnd. „Für mich ist es auch wichtig, Humor in die Arbeit zu integrieren.“

Mann mit Headset vor einem Computer.

Helmut Bauer ist es wichtig, Menschen am Telefon zu helfen und sorgfältig zu arbeiten. Nach der Arbeit hat er allerdings meist keine Lust mehr zu telefonieren.

Frau an einem Schreibtisch, auf dem Unterlagen und Stempel liegen.

Christine Gerber setzt auf Kommunikation und klärt das Team auf, wenn sie einen Menschen mit Behinderung einstellt. „Offenheit ist eine Voraussetzung für gelungene Inklusion.“

Austausch macht den Unterschied

Judith Augustin ist die Neuste im Team und arbeitet seit 2016 in der Telefonzentrale. Die 29-Jährige hat seit ihrer Geburt eine Infantile Zerebralparese. Darunter versteht man Bewegungseinschränkungen, die durch eine frühkindliche Hirnschädigung verursacht werden. Die Bewegungsmuster sind verändert, die motorische Entwicklung ist verlangsamt und die Muskelstärke beeinträchtigt. Judith Augustin kann ohne Hilfsmittel laufen. Auch Sitzen ist kein Problem. Wenn sie zwischendurch doch mal stehen möchte, kurbelt sie ihren Schreibtisch hoch. „Wir werden hier gut beraten und erhalten Hilfsmittel, wenn wir sie benötigen“, berichtet sie. Was sie außerdem schätzt: den Austausch und die Hilfsbereitschaft im Team. „Arbeitgeber sollten Menschen mit und ohne Behinderung einstellen, denn gerade auf ein unbekümmertes Miteinander und den Austausch kommt es an“, ist sie überzeugt. „Jeder hilft jedem, wenn er kann.“

Keine Berührungsängste

Im nächsten Zimmer sitzt Angela Eigner, die bereits seit 26 Jahren als Telefonistin arbeitet. „Damals gab es noch keinen Menschen mit Behinderung in der Abteilung“, erinnert sie sich. „Inzwischen ist es ganz normal. Für mich hat sich aber nichts geändert.“ Anderen helfen? Für sie eine Selbstverständlichkeit. Wenn blinde Beschäftigte hier z. B. einen Brief bekommen, liest sie ihn vor. „Es ist nicht mal eine große Umstellung, weil sie sehr selbstständig sind.“ Angela Eigner ist außerdem überzeugt: „Meine blinden Kolleginnen und Kollegen meistern ihr Leben teilweise besser als jemand ohne Behinderung.“ Berührungsängste hat sie nicht: „Warum auch – man redet ja normal mit den Menschen.“ Und was ist Inklusion für sie? „Das ganze soziale Umfeld – kollegiales Miteinander und persönliche Gespräche, auch wenn mal was hakt. Ich möchte gerne in die Arbeit gehen.“

Fragt man im Finanzamt München die Menschen mit Behinderung, was sie sich von ihren Mitmenschen ohne Behinderung wünschen, sind sich alle einig: weniger Berührungsängste und viel mehr Offenheit. Im Job haben sie dieses Ziel schon erreicht.

Porträtfoto: Christian Krafft.

Christian Krafft arbeitet seit 2008 in der Telefonzentrale. Inklusion am Arbeitsplatz heißt für ihn, „dass man gleichberechtigt behandelt wird – wie ein sehender Mensch auch.“

Porträtfoto: Judith Augustin.

Seit 2016 arbeitet Judith Augustin in der Telefonzentrale. Sie mag an ihrem Job den täglichen Kontakt zu unterschiedlichen Menschen und dass sie ihnen weiterhelfen kann. Zuvor war sie fünf Jahre als „Mädchen für alles“ in einem Ingenieurbüro tätig. Ihre Körperbehinderung vergisst sie manchmal selbst.

Porträtfoto: Angela Eigner.

Angela Eigner nennt ihren Arbeitsplatz liebevoll ihr zweites Wohnzimmer. Sie fühlt sich seit 26 Jahren wohl in ihrem Beruf als Telefonistin, schätzt das Arbeitsklima und den hilfsbereiten Umgang im Kollegium. Berührungsängste, z. B. gegenüber ihren blinden Kolleginnen und Kollegen, hatte sie nie.

Frau sitzt an einem Schreibtisch, arbeitet mit einer Braillezeile.

Sonja Warmuth hat eine schwere Sehbehinderung. Mit der Braillezeile kann sie ihren Job als Telefonistin problemlos ausführen.

Nahaufnahme: Braillezeile.

Eine Braillezeile wandelt Texte in Brailleschrift um. Damit können blinde Menschen diese Texte tastend erfühlen und einen Großteil der Standardsoftware auf dem Computer nutzen. Eine Braillezeile kostet mehrere Tausend Euro. Doch Arbeitgeber werden unterstützt: Der Integrationsfachdienst (IFD) fördert spezielle Anschaffungen wie diese und informiert zum Thema.

Frau mit Langstock geht durch einen Gang.

Sonja Warmuth ist sehr aktiv – ebenso schnell wie ein sehender Mensch läuft sie durch die Gänge. Sie holt sich selbst Kaffee und geht in ihrer Freizeit z. B. gern zum Langlauf.

Außenaufnahme: Zwei Männer mit Langstöcken gehen einen Weg entlang.

Helmut Bauer und Christian Krafft laufen zur Cafeteria. Hier kennen sie sich aus. „Die Herausforderung ist nicht der Arbeitsplatz, sondern der Arbeitsweg“, erklärt Helmut Bauer. „Hier gibt es oft Hindernisse wie Baustellen oder parkende Fahrräder auf dem Gehweg.“ Das neuste Problem: Elektroautos, die er nicht hört.

Elektronisch öffnende Glastüren, dahinter ein langer Gang.

Automatisch öffnende Türen sind ein Schritt Richtung Barrierefreiheit im Finanzamt München.

Frau mit Headset steht an einem erhöhten Schreibtisch und arbeitet am Computer.

Auch im Büro gibt es für die Beschäftigten etliche Hilfsmittel für ein gesundes Arbeiten: z. B. vergrößerte Bildschirme, Sitzbälle oder ergonomische Stühle und Tische.

Beitrag 1 von 9

Glossar

Braillezeile

Eine Braillezeile ist ein Ausgabegerät für Blinde, das Texte in Brailleschrift umwandelt. So können Texte über den Tastsinn erfühlt werden. Braillezeilen besitzen Navigationstasten, mit denen der dargestellte Textausschnitt gewählt werden kann. Mit dem PC verbunden überträgt die Braillezeile den Bildschirmtext auf einer Zeile (oder auch Display genannt) in Blindenschrift. Gesteuert wird das Gerät durch Treiber und Bildschirmleseprogramme (Screen Reader).

Wenn der Hörsinn funktioniert, kann eine Braillezeile als Ergänzung zum vorgelesenen Text verwendet werden. Gerade bei schwierigen Wörtern oder bei der Eingabe von Text kann so Buchstabe für Buchstabe erfühlt werden – ohne dass die Sprachausgabe das Wort buchstabieren muss.

Der Begriff „Braille“ stammt von Louis Braille, der die Nachtschrift des US-Militärs entdeckt und als Blindenschrift weiterentwickelt hat.

Torball

Torball ist ein Ballspiel mit zwei Mannschaften für blinde, sehbehinderte und sehende Menschen. Die Spielteilnehmenden sind ausschließlich auf ihr Gehör angewiesen, da ihnen mit einer lichtundurchlässigen Augenabdeckung der Sehrest genommen wird.

Der Ball ist dank Glöckchen im Inneren immer hörbar. Auch an den drei Leinen, die in der Mitte quer über das Feld gespannt sind, befinden sich Glöckchen. Sie läuten bei der geringsten Berührung.

Das Ziel: Der Ball muss unter den Leinen hindurch, an der gegnerischen Abwehr vorbei, ins gegnerische Tor geworfen werden.

Infantile Zerebralparese

Die Infantile Zerebralparese oder auch Cerebralparese (ICP), ist eine Körperbehinderung, die durch einen frühen (infantilen) Hirnschaden verursacht ist. Eine Infantile Zerebralparese kann als Bewegungsstörung charakterisiert werden. Die Ursache liegt in frühkindlichen Schädigungen derjenigen Gehirnzentren, die die Bewegung steuern.

Die Folgen: Die geschädigten Zentren und Bahnen senden zu viele oder zu wenige Signale an die Muskeln. Die Muskeln spannen sich zu sehr oder zu wenig an. Ein harmonisches Zusammenspiel der Muskeln ist nicht mehr möglich. Die Bewegungsabläufe sind beeinträchtigt, die Bewegungsentwicklung verlangsamt, die Motorik ist gestört.